Gemeindegeschichte

Eine "richtige" Kirche hat Westkilver erst seit 1904, als unter der Leitung des Bauamtes Bethel die alte Kapelle erweitert und der Gottesdienstraum mit gut 450 Sitzplätzen geschaffen wurde.
Die Weihe der Kirche erfolgte am 21.12.1904 durch den Generalsuperintendenten Dr. Nebe. Im Jahre 1929 wurde der Grundstein zum Turmbau gelegt, welcher 1930 vollendet wurde. Wie aus den Akten zu ersehen ist, ging wohl der erste Gedanke einer selbständigen Kirchengemeinde Westkilver von dem Westkilveraner Herrn Grothaus aus, der seit 1868 Mitglied des Presbyteriums war.

Als 1879 vom Oberkirchenamt der Kirchengemeinde Rödinghausen die Verpflichtung zum Bau einer 2. Pfarre ausgesprochen wurde, war es wieder Grothaus, der den Gedanken aussprach, ob es nicht besser sei Ost- und Westkilver von Rödinghausen abzutrennen. Danach ging es zunächst schnell vorwärts.

Im Juni 1881 verhandelte man im Presbyterium Rödinghausen über die Abzweigung. Presbyter Grothaus (Westkilver) und Hüffermann (Ostkilver) wurden zur Übermittlung des Antrages zum Konsitorium nach Münster gesandt. Schon am 26.06.1881 wurde in einer vom Konsistorium anberaumten Versammlung der gößeren Kirchenvertretung die Abzweigung von Ost- und Westkilver, sowie der Anbau der Kapelle und Verlegung der 2. Pfarre nach Westkilver und der Bau eines Pfarrhauses beschlossen.

Aber erst nachdem die Muttergemeinde Rödinghausen ihre Kirche erweitert und das Pfarrhaus für ihre 2. Pfarre errrichtet hatte, war sie zu konkreten Verhandlungen bereit. Am 4. Dezember 1903 wurde Pastor Nörenberg als 1. Hilfsprediger in sein Amt eingeführt. Nach überaus tatkräftigem Einsatz aller Gemeindeglieder konnte am 21. Dezember 1904 die zur Kirche erweiterte Kapelle feierlich eingeweiht werden.

Nach Plänen des Bauamtes Bethel hatten Maurermeister Kröger aus Bruchmühlen und Zimmermeister Budde aus Wehringdorf den Kirchbau ausgeführt. Von fast allen Gemeindegliedern waren namhafte Beträge gespendet worden.
Im Juli 1911 wurde Westkilver endlich selbständige Kirchengemeinde, die jedoch bis 1928 pfarramtlich mit Rödinghausen verbunden blieb.
Vom 5. Februar 1914 bis zum 6. Januar 1923 wurde die Hilfspredigerstelle Westkilver durch P. Zenke ausgefüllt. Sein Nachfolger war P. Koch.

Unter seiner Obhut enstand eine blühende Jugendarbeit. Er richtete auch den Kindergottesdienst mit Helfersystem ein. Am 1. November verabschiedete er sich und übernahm die Pfarrstelle in Langenwelzendorf. Inzwischen hatten sich die Verhältnisse nach dem 1. Weltkrieg 1914-1918 einigermaßen geordnet. Seit dem 22. November 1925 verwaltete P. Wolf die Hilfspredigerstelle Westkilver. Nach jahrelangen Bemühungen löste die Kirchenbehörde die über 7 Jahrhunderte bestehende Verbindung mit der Muttergemeinde Rödinghausen.
Am 1. Juli 1928 wurde P. Wolf feierlich durch Superintendent Papke als 1. Pfarrer der Kirchengemeinde Westkilver eingeführt. Die junge Gemeinde ging nun fröhlich von Neuem ans Werk und erbaute unter Kirchmeister Elbrecht den Kirchturm mit Glocken und Uhr. Bei strahlendem Himmel konnte am Himmelsfahrttag 1930 in Anwesenheit von Oberkonsistorialrat D. Hymnen und vieler Eherengäste ein fröhliches Fest der Turm- und Glockenweihe gefeiert werden.

Zum Erntedankfest des selben Jahres wurden auch die dritte Glocke und die Uhr in Gebrauch genommen. Pastor Wolf verließ am 1. Oktober 1931unsere Gemeinde. Darauf folgte Pastor Köllner bis 1937. Pastor Köllner ließ 1932 den Gemeindebrief erscheinen. Im Jahre 1936 konnten der Posaunenchor und die Frauenhilfe ihren 25. Geburtstag begehen.

Von weitreichender Bedeutung war auch die Einrichtung einer Gemeindeschwesternstation am 1. März 1936. Durch die im April 1937 erfolgte Umpfarrung eines Teils von Ostkilver wuchs die Gemeindezahl von etwa 1800 auf ca. 2300. Am 1. November 1937 übernahm Pastor Stallmann die Pfarrstelle in Westkilver. Während des Krieges war er Soldat. Zu seiner Unterstützung war deshalb von Jan. bis Dez. 1940 Paul Crüsemann Pastor im Hilfsdienst in der Gemeinde.

Von 1949 bis 1979 war Dr. Willi Heß Pfarrer der Kirchengemeinde Westkilver. Nach dem Krieg konnten endlich auch wieder dringend notwendige Renovierungsarbeiten am Kirchengebäude durchgeführt werden. So wurde 1952 die erste Heizungsanlage eingebaut und die Sakristei errichtet. Daher konnte die Kanzel von der Nord- auf die Südseite des Kirchengebäudes verlegt werden. An Ausstattung wurde das Motiv-Chorfenster ebenso gestiftet wie die geschnitzte Taufsäule.
1962 wurde in der Mitte von Ost- und Westkilver das Gossnerhaus als großes Gemeindehaus errichtet, damit war der Konfirmandensaal am Pfarrhaus eigentlich überflüssig geworden. Dahinter befindet sich am Gossnerweg der Gossner-Kindergarten, der kurze Zeit vorher gebaut wurde. 1979 erweitete die Kirchengemeinde ihr Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen mit dem Oberlinkindergarten an der Kilverstraße, nahe dem Sportplatz.

1969 benannte die Kommunalgemeinde den größten südlichen Gemeindeteil von Westkilver in Bruchmühlen um. Dadurch hat die Kirchengemeinde leider vom Namen her ihren größten Einwohnerbereich verloren, denn sie trägt weiterhin den Namen der ältesten Ortschaft Rödinghausens, Evangelische Kirchengemeinde Westkilver. Für Neuzugezogene nach "Bruchmühlen" muss seitdem dieser Bezug immer wieder neu hergestellt und erklärt werden.

Die nächste große Veränderung erlebte die Michael-Kirche zur Renovierung 1969. Das Altar- bzw. Chorfenster mit dem Motiv Flüchtlinge unter dem Kreuz wurde geschlossen, die Kanzel wurde wieder an die Nordseite versetzt. Zum Pfingstfest 1969 konnte dann auch die Orgel von der Firma Steinmann eingeweiht werden. Für ihren Einbau mussten die Bilder von der Emporenbrüstung abgenommen und an der Altar- bzw. Chorwand aufgehängt werden, damit sie für die Gemeinde besser sichtbar sind. Von 1979 bis 1983 war Ernst Schmidt Pfarrer der Kirchengemeinde Westkilver. Von 1985 bis 1992 folgte ihm Heinz Eberhard Kramer. Während seiner Zeit waren drei Hilfsprediger(innen) in der Gemeinde zeitweilig beschäftigt, zunächst Ute Hamel, dann Bernd Langejürgen und Axel Bruning der seit Januar 1993 Inhaber der Pfarrstelle von Westkilver ist.

Während Pastor Kramers Amtszeit wurde in den Jahren 1985 und 1986 eine weitere Kirchenrenovierung erforderlich. Zunächst mußte von außen das Gebäude an Dach und Turm gesichert werden. Dann wurde das Chor- bzw. Altarfenster wieder geöffnet und der Innenraum noch freundlicher und heller gestaltet. Am 4. Advent 1986 wurde für die Gemeinde nun zum ersten Mal das Jahre lang verdeckte Chorfenster im Gottesdienst wieder sichtbar.

Neben Pfarrer Bruning waren seit 1993 verschiedene Pfarrerinnen und Pfarrer im zusätzlichen Dienst in Westkilver tätig: Martin Feaux de la Croix, Volker Tosberg, Dr. Gerhard Diekmeyer, Katja Okun- Wilmer, Armin Backer, Sandra Sternke-Menne, Michael Cremer. Auch der Prädikant Heiko Konietzko ging aus der Kirchengemeinde Westkilver hervor.

2014 verkaufte die Gemeinde das stark renovierungsbedürftige und mit Konfirmandensaal viel zu große, erste Pfarrhaus und errichtete neben dem Gebäude der "Alten Schule" von Westkilver ein modernes, den modernen Ansprüchen gerechtes, kleines Pfarrhaus. Das Gemeindebüro zog in den Nordteil der "Alten Schule" um, im Südteil des Gebäudes hat jeden Sonntag das "Kirchcafe" nach dem Gottesdienst geöffnet und steht für Treffen von Gruppen zur Verfügung.